Kulturelle Grundlagen der Medialisierung in Südkorea
Eine qualitative Studie am Beispiel der Fernsehnutzung
Samenvatting
Gegenstand und Zielsetzung Choson („Land der Morgenstille“), ist der Name, den der legendäre Gründun- vater Tangun um 2333 v. Chr. dem Land gegeben hat, das wir heute Korea nennen. Angesichts der rasanten gesellschaftlichen Transformationsdynamik in 1 2 Südkorea im 21. Jahrhundert scheint eine Atmosphäre der Morgenstille all- dings unwiederbringlich verloren. Einer konkreten Zuordnung in eine bestimmte Kategorie verweigert sich dieses von Ambivalenzen geprägte Land ebenso grundlegend wie nachhaltig. Lässt man sich bspw. auf die allgegenwärtigen hoch technisierten Erscheinun- formen der koreanischen Moderne, gekennzeichnet durch westliche Kleidung und das unvermeidliche Verkehrschaos, ein, drängen sich bereits traditionelle Strukturen der Hierarchie und Familie oder Religion (buddhistische Mönche im Straßenbild) in das Geschehen, sodass man augenblicklich geneigt ist, eine vorgefasste Haltung zu revidieren. Schnell dringt die Asynchronität von - permoderne und Vormoderne, die stets präsente Ambivalenz des Miteinanders von Tradition und Hightech ins Bewusstsein des Betrachters. Gleichwohl schlägt dem Beobachter bei einem Aufenthalt in Südkorea nachhaltig die Allgegenwart der Medien entgegen. Am eindrucksvollsten belegt dies das Aufkommen an Fernsehgeräten und eine damit einhergehende Flut der Fernsehbilder, die sich zu einer dichten Form audiovisueller Umwelt generiert. Sie sind die tönenden Begleiter in den Ständen der Straßenhändler, illuminieren die Einkaufszentren sowie die Schaufenster der Geschäfte in den engen Gassen, sind ebenso in U-Bahn und Taxi anzutreffen und gehören in den Cafés und Restaurants zum tradierten Einrichtungsensemble. Den Ausgangspunkt für das Forschungsinteresse begründet somit der P- nomenbereich der vorzufindenden Medialisierung in Form einer kulturspezi- schen medialen Präsenz und die damit verbundene Intensität und gesellschaftli-